Geschichte Offelten
Offelten ist ein historisch gewachsenes Fachwerkdorf und gehört zur Stadt Preußisch Oldendorf im nordrhein-westfälischen Kreis Minden-Lübbecke. Aufgrund seiner gut erhaltenen Bausubstanz und der dichten Anordnung traditioneller Fachwerkhäuser gilt es als eines der bedeutendsten Beispiele ländlicher Baukultur in Westfalen-Lippe.
Die Ursprünge des Dorfes lassen sich bis in das späte 12. oder frühe 13. Jahrhundert zurückverfolgen. In einer mittelalterlichen Urkunde wird Offelten unter dem Namen „Oflethen“ erstmals erwähnt. Der Name ist vermutlich auf das altsächsische Wort „lith“ zurückzuführen, das „Berghang“ bedeutet – eine Anspielung auf die Lage des Ortes am östlichen Hang des Wiehengebirges. Bereits im Jahr 1556 sind in Offelten 39 bäuerliche Hofstellen nachgewiesen. Diese gruppierten sich entlang des Offelter Bachs, einer bis heute prägenden Landschaftsstruktur. Bis ins frühe 18. Jahrhundert stieg die Zahl der Höfe auf 49 an. Die ursprüngliche Siedlungsstruktur ist weitgehend erhalten geblieben, was maßgeblich zur historischen Authentizität des Dorfes beiträgt. Im 17. Jahrhundert erlangte ein größerer Meierhof im Ort besondere Bedeutung: Er wurde im Jahr 1661 zum Rittergut erhoben, nachdem er von der Familie von dem Bussche erworben worden war. Das Rittergut blieb über Jahrhunderte im Besitz der Familie und prägte die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes mit. Heute ist auf dem ehemaligen Gutsgelände ein mittelständisches Unternehmen ansässig.
Die Bausubstanz des Dorfes ist in weiten Teilen original erhalten oder wurde denkmalgerecht saniert. Viele Gebäude stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert und zeigen typische Merkmale westfälischer Fachwerkarchitektur. Besonders entlang der Offelter Dorfstraße sind zahlreiche historische Hofanlagen erhalten, deren Erhalt teilweise durch private Initiative, teilweise durch kommunale Fördermaßnahmen unterstützt wurde. Neben der baulichen Substanz ist auch das gesellschaftliche Leben im Ort lebendig geblieben. Die Dorfgemeinschaft ist in Vereinen und Initiativen organisiert, die zur Pflege des kulturellen Erbes beitragen und das gesellschaftliche Leben gestalten.
Seit 2018 ist der historische Haltepunkt Offelten wieder Teil der Strecke der Museums-Eisenbahn Minden. Die Verbindung über die ehemalige Wittlager Kreisbahn stellt einen zusätzlichen touristischen Anziehungspunkt dar und unterstützt die nachhaltige Nutzung des Kulturerbes.

Offelten steht beispielhaft für die Verbindung von ländlicher Geschichte, gewachsener Siedlungsstruktur und aktiver Denkmalpflege – ein Ort, an dem die Vergangenheit im Alltag spürbar bleibt.
Tradition in Holz und Handwerk
Die Fachwerkbauweise zählt zu den eindrucksvollsten Zeugnissen traditioneller Baukunst. Seit dem Mittelalter prägt sie das Bild vieler europäischer Städte und Dörfer, besonders in Deutschland, wo sich kunstvoll verzierte Giebel und filigrane Holzkonstruktionen wie Geschichten aus längst vergangener Zeit aneinanderreihen.

Charakteristisch für das Fachwerk ist sein Skelett aus tragenden Holzbalken, die mit Gefachen – meist aus Lehm, Ziegel oder Strohwickeln – ausgefüllt werden. Dieses sichtbare Holzgerüst, oft mit aufwendigen Ornamenten, Schnitzereien oder Farbanstrichen verziert, ist nicht nur ein Ausdruck hoher Handwerkskunst, sondern auch funktional durchdacht. Die Holzbalken nehmen die Last des Gebäudes auf und leiten sie zuverlässig in das Fundament.
Ursprünglich entwickelte sich das Fachwerk aus pragmatischen Überlegungen: Holz war vielerorts reichlich vorhanden, ließ sich leicht bearbeiten und bot eine flexible Bauweise. Doch mit der Zeit wurde aus dem schlichten Zweckbau ein Symbol bürgerlichen Stolzes. Insbesondere im 16. und 17. Jahrhundert erreichte die Fachwerkarchitektur eine künstlerische Blütezeit – mit geschweiften Streben, sogenannten Andreaskreuzen und reich verzierten Schwelleninschriften, die oft Segenssprüche oder Hinweise auf den Bauherrn enthalten.
Doch Fachwerk ist nicht nur schön – es ist auch nachhaltig. Die Bauweise erlaubt eine lange Lebensdauer bei richtiger Pflege, ist reparaturfreundlich und nutzt vorwiegend natürliche, nachwachsende Materialien. In Zeiten eines wachsenden Bewusstseins für Umweltschutz und Ressourcenschonung gewinnt das traditionelle Fachwerk daher erneut an Bedeutung.
Heute wird das Erbe der Fachwerkbauweise in Offelten liebevoll bewahrt – durch Restaurierungen, Denkmalschutz und das Engagement vieler EigentümerInnen und HandwerkerInnen. So bleibt Fachwerk nicht nur Teil unserer Geschichte, sondern lebendige Gegenwart und zukunftsfähige Baukultur.